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Einige musikgeschichtliche Hintergründe

Canzon

Die Musikgattung Canzon hat ihren Ursprung im 13. bis 16. Jahrhundert in Italien Die Canzone waren zunächst einstimmig vertonte Lyrik. Später wurde diese  Form durch Mehrstimmigkeit bereichert, vor allem durch Gabrieli, hier dann auch als eigenständige Instrumentalmusik. Sie haben meist vier bis acht, manchmal auch zwölf Stimmen und sind meist im Stil einer Fuge gestaltet. Auch von Froberger existieren zahlreiche Canzone.


Ricercar

Das Wort leitet sich aus dem italienischen „ricercare“ ‚suchen her. Es ist eine typische Instrumentalform der Renaissance, meist für Laute oder Orgel. Die Entwicklung der Form führt letztlich zu einer Vorgängerin der Fuge, speziell bei Frescobaldi, Froberger oder Gabrieli.
Ab 1650 ist da Ricercar nach und nach außer Mode gekommen. Es gab aber auch noch weiterhin regelrechte „Ricercar-Sammlungen“, und Bach hat in der Kunst der Fuge und im Musikalischen Opfer explizit Ricercare verwendet.


Capriccio

Der Begriff Capriccio leitet sich von „kapriziös“, „spielerisch, launenhaft“ ab. Es ist eine Form von freiem, spielerischem und scherzhaftem Charakter. Capriccios gibt es in allen musikalischen Epochen. Speziell bei Froberger sind die Capriccios gekennzeichnet durch eine freie Form, immer als Fugen in mehreren Themen, mit wechselnden Taktmaßen.


Suite

Der Begriff Suite leitet sich aus dem französischen „suite“=Abfolge ab und bezeichnet Abfolge von Instrumental- oder Orchesterstücken, die hintereinander gespielt werden. In der Barockzeit wird auch der Begriff „Partita“ verwendet. In Spätrenaissance und Barock haben die Suiten die typische Form einer Aufeinanderfolge höfischer Tänze, dies können französische Tänze sein, z.B. Allemande, Bourrée, Menuet, Gigue, italienische wie z.B. Pavana, Gagliarda, oder englische.
Am Ende des Barocks kamen die Suiten aus der Mode, von Mozart sind aus dieser Zeit die Divertimenti bekannt.
In der Romantik hat sich der Charakter der Suiten dann völlig verändert – auch dann wurden noch Suiten im Aufbau der Barockzeit komponiert, aber zunehmend traten andere Forme in den Vordergrund: Suitenhafte Zusammenfassungen von Opern (z.B. Carmen-Suite) oder Balletten (z.B. Nussknackersuite) oder von Schauspielmusiken (Peer-Gynt-Suite, oder die Arlesienne-Suiten). Des weiteren traten dann thematische Suiten auf den Plan, z.B. die Beschreibung von Landschaften, oder „Karneval der Tiere“ oder die „Enigma-Suite“ von Elgar. Die „Suite aus Holbergs Zeit“ von Grieg ist ein Rückgriff auf eine barocke Form.


Tiento

Tiento (m., span. tentar: betasten, suchen, auch: verführen) Tento (portugiesisch) vergleichbar mit Ricercar und Toccata) oder ist eine Bezeichnung für verschiedene musikalische Formen, die in der iberischen Musik vor allem für Tasten- und Zupfinstrumente über Jahrhunderte gebräuchlich. Der frühe Tiento war eine Fixierung freier Improvisationen.


Tripla/Triple

Tripla oder span. Triple ist ein Tanz im schnellen Dreiertakt (Triple), z.B. als Nachtanz einer Allemande.  Siehe auch Courante oder Galliarde. Die Tripla beendet normalerweise die Suite, ist in gewisser Weise mit der Gigue vergleichbar.


Passacaglia

Die Passacaglia war ursprünglich ein Tanz, in der Regel im Dreiertakt, sie ähnelt der Chaconne oder dem Ostinato, unterscheidet sich aber auch geringfügig: Typisch ist eine meist vier- oder achttaktige feste Basslinie, wobei bei der Passcaglia der Schwerpunkt auf der immer gleichbleibenden Harmonik liegt, beim Ostinato auf der Basslinie. Über dieser Harmonik kann sich eine reichhaltige Variation entfalten. Sehr bekannt ist die c-Moll Passacaglia mit zusätzlicher Fuge von J.S. Bach, am kunstvollsten gilt wohl der 4. Satz der 4. Sinfonie von Johannes Brahms, wo die Passacaglia sinfonische Form annimmt.


Chaconne

Die Chaconne ist wie die Passacaglia ursprünglich ein Tanz und ähnelt der Passacaglia sehr. Auch hier gibt es wie bei der Passacaglia die grundlegende ostinate Basslinie.


Follia (Folia)

Der Begriff Follia oder Folia kommt aus dem Portugiesischen („lärmende Lustbarkeit“, „übermütige Ausgelassenheit“), kommt aber auch im Italienischen vor, als „Tollheit“ oder „Verrücktheit“. Es handelt sich dabei um das Grundmodell einer Passacaglia, allerdings mit einer festgelegten harmonischen Grundstruktur, die nur minimal variiert wird. In Renaissance und Barock hatte die Follia Hochkonjunktur, vor allem in der italienischen, spanischen und französischen Musik. Dabei können auch die Tempi wechseln. Sehr berühmten Follien stammen von Vivaldi und Corelli, aber auch in Klassik und Romantik wurden immer wieder Follien komponiert. Eine berühmte moderne Follia ist der „Conquest of Paradise“, mit dem Henry Maske seinen Einlauf zum Boxring begleiten ließ.


Isorhythmik

Die Isorhythmik ist ein Gestaltungsprinzip der Motette im 14. und 15. Jahrhundert.
Bei der Isorhythmik wird eine rhythmische Struktur abschnittsweise wiederholt, wobei die Tonhöhent variieren. Erstmalig in der europäischen Musikgeschichte wird hier ein ausgearbeitetes kompositorisches Konzept entwickelt und angewandt. Es handelt sich dabei um eine revolutionäre Umwälzung: Über die ursprünglich gregorianischen Sequenzen wird eine neuartige Struktur gelegt. Damit wird die Tür aufgestoßen zu den Kompositionstechniken der Renaissance (Willaert, Frescobaldi) und des Frühbarock (Froberger). Große Bedeutung haben hier die Niederländer, die über lange Zeit die Musikkultur der europäischen Renaissance geprägt haben.
Erste Ansätze zeigten sich im Werk Philippe de Vitrys. Besonders ausgeprägt findet sich diese Art der Isorhythmie bei den Motetten Guillaume de Machauts und bei Dufay. Daneben finden sich isorhythmische Strukturen auch in vielen Lied- und Messkompositionen der Zeit. Im 20. Jahrhundert wurde die Isorhythmie von Anton Webern, Igor Strawinski und Witold Lutosławski für einige Kompositionen erneut genutzt. Auch György Ligeti lehnt die Kompositionsweise von Lux aeterna an die „Taleatechnik“ an. (Wikipedia)